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London - Bustour durch die Stadt

 

Für heute hatten wir geplant, die Metropole mit dem Bus zu erkunden. Hierzu gab es vom London Pass aus ein kostenloses 24-Stunden-Ticket für den Hop-on/Hop-off-Bus. Dieser fährt auf drei Hauptrouten an den beliebtesten Sehenswürdigkeiten und Wahrzeichen der Stadt vorbei. Dank eines Audioguides gibt es während der Fahrt interessantes Hintergrundwissen und ein Aus- und Wiedereinstieg ist an jeder der rund 60 Stationen beliebig oft möglich.

Bevor es überhaupt mit der Bustour losgehen konnte, mussten wir zuerst unser Ticket am Tourismus Center in der Charing Cross Road beantragen. Wir hatten uns entschlossen, wieder mit dem Zug von Ilford aus in die Stadt zu fahren, doch gleichsam dem unfreundlichen Wetter mussten wir uns damit abfinden, dass dies für die nächsten zwei Tage nicht möglich war. Von den Instandhaltungsarbeiten hatten wir tags zuvor noch nichts gelesen und wir hatten auch nicht daran gedacht, auf die Webseite der Transport for London (TfL) zu blicken, wo alle geplanten Arbeiten aufgelistet sind.
Somit blieb uns nur die eine Möglichkeit übrig: Wieder rein in einen der roten Doppeldeckerbusse und auf nach Norden, von wo aus die Central Line an der Station Gants Hill abfährt.

Für einen Besuch in der Westfield Stratford City, einem Einkaufszentrum, legten wir einen kurzen Zwischenstopp ein. Meine Begleitung wollte sich ihre in Italien zurückgelassene Haube nachkaufen und weil mit dem Besitz eines gültigen London Pass um die 10% Rabatt lockten, schien dies eine gute Gelegenheit zu sein. Trotz intensiven Suchens und dem Besuch diverser Läden: Letztlich wurden wir nicht fündig und fuhren ohne Haube weiter.
Wo im Einkaufszentrum fast schon gähnende Leere herrschte, war nun vor dem Tourismus Center die sprichwörtliche Hölle los.

Brav und artig stellten wir uns in der langen Reihe an. Immer wieder lotste eine Angestellte Touristen weiter, die eigentlich nur ihren London Pass abholen wollten und die sonst wohl noch länger an der falschen Warteschlange angestanden wären. Denn: den Pass gibt es nicht im Erdgeschoss, sondern nur im Untergeschoss. Und auch wenn an der Eingangstüre ein großes Schild hängt, welches darüber informiert, dass die Treppe nach unten genommen werden muss: Verdeckt von einer Menschenmenge liest es sich doch recht schwer.

Was waren wir froh, nach der langen Wartezeit endlich unser Ticket in Händen zu halten. Den Linienplan hatten wir bereits von einer Angestellten überreicht bekommen. Schnell erklärte uns die Dame am Ticketschalter noch, wo wir hingehen müssten. Sie witzelte schon mit einem Tonband, welches sie aufnehmen sollte. Anfangs schien noch alles glasklar zu sein: Die Straße entlang und an der Kirche links.
Wo nun genau die Kirche liegen sollte, war dann allerdings doch nicht ganz so klar. Zuerst irrten wir nach Süden und über den Trafalgar Square, bis meiner Begleitung beim Zurückgehen schlussendlich ein blau gekleideter Mann und einige Touristen auffiel. Das kleine Kreuz an der Spitze des Gebäudes an der Ecke Charing Cross Road und Duncannon Street tat ihr Übriges.

Einige Minuten mussten wir uns noch gedulden, bis endlich der blaue Sightseeing-Bus um die Kurve gebogen kam. Im überdachten Bereich im Obergeschoss ließen wir uns nieder. Vorerst mussten wir uns damit abfinden, hinter einigen Deutschen und nicht direkt an der Frontscheibe, zu sitzen. Jetzt, wo es leicht angefangen hatte zu nieseln, war es angenehm, in einem warmen Bus sitzen zu können.
Um nun auch vom Live-Audioguide profitieren zu können, welcher als kleines Kästchen an die Rückenlehne geschraubt war und über vier Knöpfe, mit welchen die Lautstärke und Sprache geändert werden konnte, und ein Display mit der Flagge der aktuell eingestellten Sprache verfügte, galt es am Eingang zwei blaue Kopfhörer zu holen.

Wir befanden uns auf der roten Route. Die erste Sehenswürdigkeit, über die uns via Audioguide Näheres erzählt wurde, war das Royal Opera House. Das prachtvolle Opernhaus in London wurde bereits im Jahre 1732 eröffnet, musste jedoch aufgrund von Bränden zweimal neu errichtet werden. Einige Minuten später erreichten wir die St. Paul’s Cathedral, eine der größten Kathedralen der Welt. Südlich davon spannt sich die aus „Harry Potter und der Halbblutprinz“ berühmt gewordene Millennium Bridge über die Themse. Weiter ging es vorbei an der Bank of England, der Zentralbank des Vereinigten Königreichs, die 1694 zu einer Zeit, in der das Geld- und Kreditwesen zerrüttet war, durch die Initiative eines schottischen Kaufmannes gegründet wurde.

Auf dem Weg zum Tower of London überquerten wir die London Bridge, von wo aus wir einen tollen Blick auf das Wahrzeichen der Metropole und das davorliegende Kriegsschiff HMS Belfast genossen.

Die Busroute führte direkt über die Tower Bridge, die wir uns morgen ansehen würden. An der nächsten Station dann die Erleichterung: Die Herrschaften aus der ersten Reihe verließen den Bus und überließen uns ihre Sitzplätze. Trotz der eiskalten Luft, die langsam aber sicher in das Innere des überdachten Bereiches drang, fuhren wir weiter. Durch den dichten Stau der Hauptstadt und vorbei an der Aussichtsplattform am The Monument kamen wir zum Palace of Westminster. Von hier oben war die Aussicht auf das Parlamentsgebäude und den Big Ben einfach nur faszinierend.

Nachdem uns langsam kalt zu werden drohte, entschieden wir uns, am Hyde Park den Bus zu verlassen und die Beine zu vertreten, ehe wir auf die orange Route wechselten.
Neben einigen interessanten Gebäuden, wie der Marble Arch, einem weißen Marmorbogen, war vor allem der Bahnhof St. Pancras fesselnd. Das Ziegelsteingebäude mit seiner neugotischen Fassade, den vielen spitzen Türmchen und den zahllosen Fenstern wurde von der Busroute einmal komplett umrundet.

Zurück am Leicester Square machten wir uns auf die Suche nach etwas zum Essen. Letztlich lud uns ein kleines italienisches Restaurant ein, in welchem wir uns eine Pizza gönnen wollten. Zuerst dachte ich mir nichts dabei, dass nur eine Person im gesamten Lokal saß. Als sich dann aber die Nase meiner Begleitung meldete, die einen komischen Geruch wahrgenommen hatte, da dämmerte es auch mir. Ein relativ penetranter Geruch von Urin, der scheinbar über die Lüftung in den Raum gezogen war, lag im ganzen Restaurant. Aufstehen und gehen konnten wir nun jedoch leider nicht mehr, denn wir hatten bereits etwas zum Essen bestellt und nippten bereits an unserem Getränk. Wohl oder übel blieb uns nur die Wahl, den Gestank zu ignorieren. Zum Glück wurden die Pizzen rasch serviert und zu meiner Überraschung schmeckten sie auch noch gut. Eine Dame und ihr Mann, die sich ebenfalls in das Restaurant verirrt hatten, taten genau das Richtige: Sie verließen noch bevor sie eine Bestellung aufgegeben hatten die Gaststätte. Nächstes Mal, so vereinbarten wir stillschweigend, würden wir es diesen Herrschaften gleichtun und nicht sofort bestellen.

Gestärkt ging es hinaus in die Stadt, wo wir uns die M&M'S World® ansahen. In der Beschreibung unseres Reiseführers hatte es so geklungen, als würde man hier, ähnlich einer Schokoladenfabrik, den Werdegang der süßen Versuchung erleben können. Tatsächlich handelt es sich hierbei nur um ein Verkaufslokal.

Wir streiften durch die Stadt, vorbei an einem chinesischen Viertel. Letztlich entschieden wir uns dafür, noch einmal das Tagesticket für die Bustour auszukosten und in einen der Busse zu steigen. Der Busfahrer erzählte uns und den anderen Fahrgästen aus freien Stücken heraus allerhand witzige und interessante Details zu den Gebäuden, an denen wir vorbeifuhren. Wo es langsam dunkel wurde, ließen wir es mit dem Busfahren gut sein und wechselten an der Town Hall Station in die Tube. Ursprünglich war geplant, mit der Circle Line zur Liverpool Street zu fahren und dort in die Central Line umzusteigen, doch das war aufgrund von Wartungsarbeiten nicht möglich. So blieb uns nur der Umweg über die Monument Station übrig.

War in der Innenstadt schon sehr viel los, so wurden wir in Stratford förmlich überrannt. Im Einkaufszentrum, wo wir unser Abendessen einkauften, war die Hölle los. Wie ein gewaltiger Schwarm aus Heuschrecken wuselten die unzähligen Menschen umher. So viele Menschen in einem Einkaufszentrum hatte ich noch nie zuvor in meinem Leben gesehen, was war ich froh, als wir da endlich wieder raus waren und Richtung Hotel weiterfuhren.

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