England

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London - Weitblick zum Abschied

 

In diesem Bericht stelle ich den vorletzten und letzten Tag unserer London-Reise vor. Tag fünf bestand aus der Besichtigung des „The Monument“, der Westminster Abbey und einem Bummel durch die Stadt, um Geschenke einzukaufen. Tag sechs war die Abreise, der 4-stündige Zwischenstopp in Eindhoven und die Fahrt nach Hause.

Tag 5: Das Tief der letzten Tage schien überwunden zu sein. Der eiskalte Wind, der uns die letzten Tage redlich geplagt hatte, wehte nun nur noch schwach und war vergleichsweise frühlingshaft. Die dichten Wolken lockerten zeitweise auf und ließen die wärmenden Sonnenstrahlen hindurch.
Für heute hatten wir keine ambitionierten Pläne mehr geschmiedet, eher ging es darum, noch einmal die Stadtluft zu schnuppern und einen besinnlichen Ausklang zu erleben.

Es ging heiß her, als die U-Bahn plötzlich wegen eines technischen Defekts auf der Strecke ihren Betrieb einstellen musste. Ausgerechnet in der Station Aldgate gab es kein Vor und kein Zurück mehr. Nur eine einzige Station weiter und wir hätten ganz bequem auf die District Line wechseln und unsere Reise fortsetzen können, doch so saßen wir förmlich mit den Arschbacken auf der heißen Herdplatte.
Unser einziger Ausweg bestand darin, den Eingang zur Metropolitan Line zu suchen und auf der ältesten U-Bahn-Strecke Londons wieder zurück zur Liverpool Street zu fahren. Nur um von dort dann, mit der Central Line, die Haltestelle Banks anzusteuern und über endlos erscheinende, unterirdische Gänge zu Fuß zur Station Monument zu wandern.

Der 2. September 1666 hätte wohl wie jeder andere Tag auch geendet, wenn nicht in einer Bäckerstube ein Brand ausgebrochen wäre. In der mittelalterlichen Stadt, mit ihren unzähligen, dicht zusammengebauten Holzhäusern und den vielen Strohdächern, fand das Feuer genügend Nahrung, um sich rasch auf weite Teile Londons auszubreiten. Nahezu 80 Prozent aller Gebäude fielen dem fünf Tage wütenden Brand zum Opfer.
Als Gedenken an den „Großen Brand von London“ wurde in den Jahren 1671 bis 1677 eine Säule errichtet.
Die Steinsäule, „The Monument“, symbolisiert mit ihren 61 Metern Höhe den Abstand hin zur Pudding Lane, wo das Feuer damals ausbrach. Über exakt 311 Stufen ist sie erklimmbar. Auf der Aussichtsplattform, unterhalb der goldenen Urne, genießt man einen umwerfenden Blick über die Metropole.

Dem Wunsch meiner Begleitung entsprechend sahen wir uns Westminster Abbey an. Die Krönungskirche der englischen und britischen Monarchen, in welcher selbige auch beerdigt werden. Gegründet 1066 durch den Sachsenkönig Eduard. Zerstört durch einen Brand im Jahre 1298, wurde sie wiedererrichtet und über viele Generationen weiter ausgebaut, immer, wenn genügend Geld vorhanden war.
Mittels eines Audioguides konnten wir das Innere erkunden. Statt jedoch an jedem der 20 Punkte auf der Karte stehen zu bleiben und uns die zugehörige Nummer anzuhören, entschlossen wir uns für die bequemste Methode: Wir setzten uns auf einen der zahllosen Stühle, hörten uns die Nummern durch und schritten dann in den nächsten Abschnitt, um das Spiel wieder von vorne zu beginnen.

Am Ende der Erkundungstour schlenderten wir hinein in die lebendige Stadt. Durch unseren London Pass erhielten wir auf Geschenke einen beachtlichen Rabatt in einem der Souvenirläden. Diese Möglichkeit nutzten wir. Nachdem der erste Laden, direkt am Leicester Square, nicht das passende Gerät zum Einlesen der London-Karte besaß, fuhren wir hinauf zum Piccadilly Circus. Hier in diesem Laden wurden wir glücklich und durch das intensive Suchen im ersten Geschäft und das Abwägen, welche Geschenke denn am besten gefallen würden, konnten wir rasch schon mit den gewünschten Gegenständen den Laden verlassen.
Zuvor hatten wir uns noch etwas Schmackhaftes in einem skurril anmutenden Restaurant gegönnt. Im Stil der 80er Jahre hingen Gitarren und amerikanische Schilder an den Wänden. Rote und weiße Luftballons zierten, neben den verchromten Lampen, die Sitzreihen.

17 Uhr und auf dem Weg zurück ins Hotel erlebten wir das wahre London. Der Berufsverkehr setzte ein und wir: mittendrin.
Die U-Bahn war gerammelt voll. Dicht an dicht, wie Ölsardinen in der Büchse, mussten wir stehend in der immer schwüler werdenden Enge ausharren. Die Hoffnung, es würde an der Station Liverpool Street erklecklicher werden, starb genauso, wie in Stratford. Ganze 40 Minuten dauerte es, bis wir endlich an unserer Station in Gants Hill Luftschnappen konnten.

Glücklich im Hotel zu sein, legten wir uns bald schon zum Schlafen nieder.

Tag 6: Vier Uhr am Morgen und fast kein Auge zugemacht. Die Nacht war der blanke Horror. Hatte ich die Tage zuvor wie ein Stein geschlafen und war sofort weg gewesen, so lag ich an diesem Abend ewig wach. Ich wälzte mich hin und her, fand einfach keinen Schlaf. Die Stadt pulsierte und mit ihr die vielen Sirenen, die schier endlos durch die Nacht hallten. Dazu ein stetes Pochen.
Schon am ersten Abend hatten wir gerätselt, woher es stammen könnte. Zuerst tippten wir auf Menschen, die eine Stiege auf und abschritten, doch in dieser Frequenz erschien mir das sehr unwahrscheinlich. Auch der Gedanke, in der Küche würde Fleisch geklopft werden oder ein Pärchen hätte zu viel Energie, kam mir in den Sinn. Doch auch nach sechs Tagen blieb dieses Geheimnis ungelüftet.

4:37 Uhr, ausgecheckt und bereit mit dem Bus nach Ilford zu fahren, schritten wir hinaus in den eiskalten Morgen. Die Dämmerung setzte langsam ein, es zeichnete sich ab, dass heute ein strahlend schöner Tag werden würde. Tags zuvor hatten wir alles für unsere Rückreise fixiert: Wir wussten, wann unser Zug in Ilford abfahren würde und wohin wir in Stratford gehen müssten, um den 5:55 Uhr National Express zum Flughafen London Stansted zu erwischen. Auch hatten wir genug Geld gewechselt, denn einen Ticketautomaten fanden wir nicht und direkt an der Abfahrtstelle ist nur Bares auch wirklich Wahres.

Hatte meine Begleitung anfangs noch Angst, all die schlimmen Menschen, die in unserem Viertel leben, könnten uns über den Weg laufen, so stellte sich rasch heraus, dass die meisten Menschen um fünf Uhr noch in ihren Betten liegen.

Als wir dann in Stratford ankamen, stand bereits ein Bus an der Abfahrtsstelle. Es war nicht der National Express, sondern ein privater Anbieter. Doch das Ziel und der Preis waren gleich. Also stiegen wir ein und ließen uns zum Flughafen chauffieren.
Am Flughafen war ähnlich viel los wie gestern am Abend in der U-Bahn. Es dauerte ewig, bis wir die Sicherheitskontrollen überwunden hatten. Der Weg zu den Gates führte vorbei an diversen Geschäften, wie einer Boutique oder einem Elektronikladen, aber auch ein kleiner Lebensmittelladen rang nach Kunden. Der morgendliche Hunger überkam uns und wir konnten dem angebotenen Schnäppchen nicht widerstehen. Nicht zuletzt auch aus dem Grund, da wir das Guthaben auf unserer Oyster-Card am Automaten auszahlen ließen und nun Bargeld hatten, für das wir in Kürze keinerlei Verwendung mehr haben würden.

Wir setzten uns auf eine Bank und warteten, bis unser Gate aufgelistet wurde. Eine Stunde vor Abflug war es dann so weit und wir konnten über einen 10-minütigen Spaziergang das Gate 42 erreichen. Die hintersten Sitzplätze im Flieger gehörten uns. Recht pünktlich startete das Flugzeug nach Eindhoven.

Das Wetter war in Eindhoven zwar nicht das Beste: Es regnete zeitweise, dafür war es angenehm, in einem kleinen Flughafen zu sein. Die vielen Massen an Menschen waren das Letzte, was ich vermisste. Ganz im Gegenteil, ich genoss es richtig, dass hier nur wenig los war.
Wir hatten vier Stunden Aufenthalt, bevor es weitergehen würde. Diese Zeit wollten wir eigentlich hinter den Sicherheitskontrollen verbringen, doch der Automat am Eingang verweigerte uns den Durchlass. Erst eine Stewardess klärte den Sachverhalt auf: Ein Einlass war erst zwei Stunden vor Abflug möglich. Somit blieb uns nichts anderes übrig, als die noch verbleibende Stunde im ersten Stock des Flughafens abzusitzen und es danach noch einmal zu probieren. Und siehe da: Dieses Mal klappte es. Wir konnten die Absperrung durchqueren und gelangten durch den Sicherheitscheck in das Innere des kleinen Flughafens.
Dank kostenlosem Internet vergingen die restlichen Stunden recht schnell und bald schon ging es wieder weiter. Dieses Mal zu unserem Zielflughafen in Italien.

Es war knapp nach 16 Uhr, als wir endlich in Treviso ankamen und uns alsbald auf den Weg nach Hause machten.

Die sechs Tage in London waren eine ereignisreiche Zeit, in der wir sowohl die schönen Seiten der Stadt erleben konnten, als auch deren Abgründe. Der Kontrast zwischen denjenigen, die alles besitzen, und denjenigen, die unter Brücken hausen, zog sich wie ein roter Faden durch die 8,5 Millionen Einwohner-Metropole. Die Massen an Menschen, die sich stetig durch die Stadt zwängen, und die langen Wegstrecken werde ich wahrlich nie vermissen.
Doch London hat so viel mehr zu bieten. Und von all diesen Dingen haben wir tatsächlich nur einen kleinen Bruchteil erlebt. Unsere Reise mag nun zu Ende sein, doch in Wirklichkeit hat sie erst begonnen ...Leo Oitzl

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