Zivildienst
Moderne Sklaverei oder bloß Zeitverschwendung?
Was erwartet junge Männer, wenn sie sich für den Zivildienst entscheiden?
In den beiden Artikeln „Alltag eines Zivildieners“ Teil 1 und Teil 2 gebe ich einen persönlichen Einblick.
Gesetzlich gilt: Jeder (taugliche) männliche, österreichische Staatsbürger ist verpflichtet, dem Staat mittels Wehrdienst oder Wehrersatzdienst (Zivildienst) zu dienen.
Der Zivildienst hat eine Dauer von 9 Monaten und umfasst den Arbeitsbereich der Sozialwirtschaft.
Zuweisung:
Das Wichtigste zur Zuweisung
Nach der Matura oder dem Lehrabschluss kommt die Zeit, in der sich die Zivildienstserviceagentur an dich erinnert. Du erhältst alsbald ein behördliches Schreiben. Darin findest du jede Menge Rechtliches und allerlei Paragraphen, die dich in einem typischen Beamtendeutsch darüber aufklären, dass es ab jetzt kein Entkommen mehr gibt. Eingebettet in einem Rahmen wird dir bekannt gegeben, wann und bei welcher Einrichtung du deinen Dienst anzutreten hast.
Auch wenn grundsätzlich versucht wird, dich an deinem Wohnort zuzuweisen, musst du damit rechnen, eine Stelle irgendwo innerhalb Österreichs zu bekommen. Was für eine Stelle das ist, ist ein wenig wie beim Russisch Roulette: reine Glückssache.
Wenn du Glück hast, dann darfst du deine Zeit in einer angenehmen Einrichtung, bei netten Menschen ableisten. Wenn du jedoch Pech hast, dann wartet die mieseste Arbeit und eine menschenunwürdige Behandlung auf dich.
Willst du diesen Ärger von vornherein vermeiden, kannst du dich bereits im Vorfeld selbst um alles kümmern. Such dir eine passende, freie Stelle und lass dich von der Einrichtung anfordern. Du kannst dir auch eine Zivildienststelle im Ausland suchen.
Auf der Homepage der Zivildienstserviceagentur findet sich neben jeder offenen Stelle auch eine kurze Beschreibung. Gerade bei den ausgeschriebenen Tätigkeiten ist es wichtig, zwischen den Zeilen zu lesen. Hilfsdienste: Klingt nett, heißt aber nur: Mädchen für alles. Mit Botendiensten wird nichts anderes gemeint als: Laufbursche oder Wurschtsemmelholer,… Und der Ausdruck: „im untergeordnetem Ausmaß“, meint genau das Gegenteil.
Erfahrungsgemäß sollte die Beschreibung auf der Zivildienstserviceagentur-Homepage nur als ein grober Überblick über die zu verrichtenden Tätigkeiten angesehen werden. Viele Tätigkeiten können bzw. werden dir nämlich erst im Nachhinein aufgebürdet. Frag also am besten vor Ort nach, was genau dich erwartet, oder mach dir schon im Vorfeld ein Bild von der Einrichtung. Sei dir aber darüber im Klaren, dass du als Zivildiener ganz unten auf der Machtpyramide stehst. Du hast (zumeist) die mit Abstand miesesten Arbeiten zu verrichten, bekommst die schlechteste Bezahlung und besitzt im Normalfall keinerlei Rechte.
Und eins noch: Der Zivildienst ist kein Praktikum oder Aushilfsjob, es ist eine Vollzeitbeschäftigung im Ausmaß von (grundsätzlich) bis zu 45 Stunden pro Woche. Und das bei einer monatlichen Bezahlung, die als „Ausbeuterei“ bezeichnet werden darf: 301,40 € (Stand Februar 2012).
Beim Zivildienst wird kein Arbeitsvertrag unterschrieben, sondern die gesellschaftliche Verpflichtung abgeleistet. Sei dir darum nicht zu schade, alle für dich (rechtlich) möglichen Beihilfen zu beantragen. So lange du dich an deine Dienstzeiten hältst, darfst du einer Nebenbeschäftigung nachgehen und auch ins Ausland verreisen.