Als Einsteiger in der Fotografie mit einer Spiegelreflexkamera (DSLR) oder spiegellosen Systemkamera (DSLM), hört man spätestens beim Kauf seines ersten Objektivs von dem Begriff „Crop-Faktor“. Schnell können Missverständnisse entstehen.
Wird nur auf einem Kamerasystem gearbeitet, so hat dieser Faktor keine Bewandtnis. Der Bildausschnitt mit einem 50-mm-Objektiv bleibt der Gleiche, ganz egal welche Kamera verwendet wird. Der einzige Unterschied zwischen einem Objektiv für APS-C (= Nikon DX) und einem Objektiv für das Kleinbild bzw. Vollformat (= Nikon FX) liegt in der Größe des Bildkreises, welchen das Objektiv sensorseitig ausleuchten kann. Der Durchmesser des Bildkreises sollte zumindest den diagonalen Abmessungen des Bildsensors entsprechen. Denn: Ist der Durchmesser des Bildkreises kleiner als der Sensor, so kann nicht der ganze Bildsensor ausgeleuchtet werden und es entsteht ein schwarzer Rand. Dieses Phänomen tritt zum Beispiel dann auf, wenn ein Objektiv für APS-C an einer Vollformatkamera betrieben wird; der kleine Bildkreis des APS-C-Objektivs schafft es nicht, den großen Vollbildsensor vollständig auszuleuchten. Ist der Bildkreis des Objektivs hingegen größer als der Sensor, so hat dies keine negativen Auswirkungen. Daher kann es durchaus Sinn machen, sich als Einsteiger direkt Vollformat-Objektive zu kaufen, denn diese können beim Umstieg auf das Vollformat weitergenutzt werden. Zu beachten ist hier nur: Objektiv und Kamera haben einen gemeinsamen Anschluss (Bajonett), der sich von Hersteller zu Hersteller unterscheidet und in aller Regel nicht untereinander kompatibel ist (bzw. nur mit einem speziellen Bajonettadapter).
Sensorgrößen im Vergleich
Betrachten wir die Sensorgröße am Beispiel von Nikon: Der Sensor einer Nikon Vollformatkamera (FX) entspricht 36 mm x 24 mm. Hingegen hat der Sensor im DX-Format eine Größe von etwa 23,6 mm x 15,7 mm.
Da der Sensor im DX-Format kleiner ist als der Sensor im FX-Format, kann auch das Objektiv für die Kamera mit dem DX-Sensor einen kleineren Durchmesser haben und somit preisgünstiger hergestellt werden.
Beispiel 1
Welchen Unterschied macht es nun, ob ich mit einer FX-Kamera oder mit einer DX-Kamera fotografiere, wenn die Brennweite und der Abstand zum Bild gleich sind?
Antwort: Der Bildausschnitt einer Kamera mit DX-Sensor zeigt im Vergleich weniger von der Umgebung an und wirkt hineingezoomt. Dadurch können Dinge, die weiter entfernt sind, größer dargestellt werden.
Beispiel 2
Ich fotografiere mit einer FX-Kamera mit 50 mm und möchte auf meiner DX-Kamera den gleichen Bildausschnitt sehen. Was muss ich nun bei meiner DX-Kamera einstellen?
Antwort: Bei einer Kamera mit einem Crop-Faktor von 1,5 müsste die Brennweite auf ca. 33 mm geändert werden.
Fazit
Auf die Brennweite hat der „Crop-Faktor“ keinen Einfluss. Entscheidend für den Bildausschnitt sind die Sensorgröße und der Abstand zum Motiv. Ein kleiner Kamerasensor kann, bei gleichen Einstellungen und Abstand, weniger von der Umgebung ablichten als ein großer.
Der größte Vorteil einer Kamera mit Crop-Faktor liegt aber darin, dass Objektiv und Kameragehäuse kleiner gebaut werden können und damit nicht nur leichter, sondern auch wesentlich kostengünstiger sind. Der Vorteil der kleinen Sensorgröße kann zugleich auch ein Nachteil sein. Auf dem Bildsensor einer Kamera befindet sich eine bestimmte Anzahl an Bildpunkten (englisch: Pixel), die in Megapixel angegeben werden. Bei einem kleineren Bildsensor haben die einzelnen Pixel weniger Platz als bei einem größeren Sensor, was zu mehr Bildrauschen und einem geringeren Dynamikumfang führt.