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Erfahrung mit Mitfahrgelegenheiten

 

Erfahrung mit Mitfahrgelegenheiten

Lange Zeit war ich extrem skeptisch, was Mitfahrgelegenheiten anbelangt. Ich konnte es mir einfach nicht vorstellen, mit einer fremden Person mitzufahren oder eine in meinem eigenen Auto mitzunehmen. In meinem Kopf spukten obskure Bilder herum. Ich sah einen schmierigen Typen vor mir, der sich einen Spaß daraus machen würde, mich irgendwo im Wald auszusetzen. Alles, was ich über das Thema wusste, hatte ich irgendwo gehört, gelesen oder im Kino gesehen. Im Kino war der typische Beifahrer ein geisteskranker Psychopath, der auf keine netten Dinge aus ist.

Alles Bullshit! Vergiss die ganzen Bilder und Geschichten!

Es reizte mich schon seit ich ein Auto hatte, über die Leidenschaft des Fahrens neue Leute kennenzulernen. Doch immer waren da diese Vorurteile und Ängste.
Nachdem es eine Zeit gab, in der ich finanziell angeschlagen war, entschied ich mich, Mitfahrer zu suchen, um so meine Spritkosten zu senken. Kurzerhand suchte ich im Internet nach einer Mitfahrplattform und wurde schnell fündig. Auf der Internetseite legte ich ein Profil an, bot meine Fahrt an und dann hieß es warten. Warten auf jemanden, der mit mir mitfahren wollte.

Ich staunte nicht schlecht, als ich dann nur einen Tag später eine Buchung in meinem Postfach vorfand. In der E-Mail fand ich neben einem Namen und einem sympathischen Bild auch eine Telefonnummer.
Eva, so hieß meine erste Mitfahrerin. Eine junge Studentin, die mir munter darüber berichtete, dass sie diese Art der Fortbewegung nun schon seit über einem Jahr praktizierte und bis jetzt nur positive Erfahrungen damit gemacht hatte. Von Eva erfuhr ich auch, dass es in Facebook-Gruppen gab, in denen Fahrer oder Beifahrer für bestimmte Strecken gesucht werden. Wie ich später selbst sehen konnte, herrscht in diesen Gruppen ein reges Treiben.

Wir führten eine tolle Unterhaltung, und ehe ich mich versehen konnte, hatte ich sie auch schon an ihr Ziel gebracht. Sie bedankte sich ganz herzlich und reichte mir die vereinbarte Bezahlung. Das hat mir sehr imponiert. Und so entschloss ich mich auf meiner Rückfahrt wieder Leute mitzunehmen.

Nur wenige Stunden, nachdem ich meine Fahrt angeboten hatte, war ich zum ersten Mal voll ausgebucht. Für mich war diese Autofahrt völlig kostenlos, und ich konnte sogar noch einen Gewinn verbuchen. Ein kleiner und bescheidener Gewinn, aber immerhin Geld, das ich nun für andere Dinge in meinem Leben ausgeben durfte.
Und auch dieses Mal blieb das Bild des psychopathischen Mitfahrers dort, wo es hingehört: In einem der zweitklassigen Horrorfilme aus Amerika. Zuerst begrüßte mich eine attraktive Elisabeth, dann der Sprücheklopfer Michael und zu guter Letzt machte es sich auch die Kroatin Antonia in meinem Auto gemütlich.

Just in dem Moment, als wir losfuhren, begann der Regen wild gegen die Scheiben zu klopfen. Ich musste mich konzentrieren und war ganz froh darüber, dass dieses Mal keine allzu gesprächigen Persönlichkeiten meine Fahrdienste in Anspruch nahmen. Während sich auf der Rückbank Antonia mit ihrem Smartphone beschäftigte, zog sich Michael genüsslich eine Prise Musik durch die Ohren.
Instinktiv wanderte mein Blick auch noch auf den Beifahrersitz. Elisabeth hatte ihre Augen geschlossen und schien zu schlafen. Der Gedanke daran, dass ich über die drei wachte und für ihre sichere Ankunft verantwortlich war, gefiel mir. Aber noch mehr gefiel es mir, als ich bei meiner nächsten Fahrt drei Frauen im Auto hatte. Ich war sprichwörtlich der Hahn im Korb.
Ich machte mir einen Spaß daraus, meine Damen zu necken und sie näher kennenzulernen. Nach der Fahrt lud ich die Frau, mit der ich mich am besten verstanden hatte, noch auf ein kleines Abendessen ein.

Für mich war früher das Mitnehmen von Leuten völlig unvorstellbar, doch heute nehme ich schon aus Prinzip immer jemanden mit. Nicht mehr wegen des Geldes, sondern viel mehr, weil es mir einfach Spaß macht.

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