In diesem ersten Beitrag lesen Sie darüber, welche geschichtlichen Ereignisse und kulturellen Einflüsse maßgeblich für die Herausbildung der Kärntner Dialekte waren und in welche Bereiche sich das Kärntnerische gliedern lässt.
In ganz Kärnten wird südbairisch gesprochen. Kein Wunder also, dass die meisten Worte Österreichern und Bayern vertraut vorkommen. „90% des Kärntner Wortschatzes stimmen mit den anderen bairischen Mundarten überein“, schreibt der österreichische Sprachforscher und ehemalige Universitätsprofessor für Allgemeine und Diachrone Sprachwissenschaft an der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt Heinz-Dieter Pohl.
Das Kärntnerische gibt es nicht. Eine Vielzahl der für Kärnten typischen Dialektmerkmale lässt sich auch in den anderen südbairischen Mundarten in Tirol, dem Salzburger Lungau und der Weststeiermark wiederfinden. Auch gab es schon seit jeher einen regen Austausch zwischen dem Kärntnerischen und dem Slowenischen. „Die Koexistenz beider Sprachen hat zu einer starken gegenseitigen Beeinflussung geführt“, meint hierzu Pohl.
Das Erbe der Slawen und Germanen
So entstand am Ende der Völkerwanderung der Vorläufer des heutigen Kärntens: Karantanien war ein slawisches Staatsgebilde, welches im Laufe des Mittelalters durch Karl den Großen zu einem Teil des Heiligen Römischen Reiches wurde. Während die Bevölkerung slawisch blieb, setzten sich im Laufe der Zeit deutsche Adelsgeschlechter durch. Es kam zu einer Siedlungsbewegung der Baiern von Westen und Norden nach Kärnten, wodurch schwach besiedelte Gebiete wie Hochtäler oder bewaldete Flächen bevölkert wurden. Zu einer Verdrängung der ansässigen Slawen (später Slowenen) kam es jedoch nur in vereinzelten Fällen. In Folge dessen bildete sich eine Sprachgrenze, die bis in das 19. Jahrhundert hinein stabil blieb.
Während Klagenfurt von der deutschen Sprache dominiert wurde, war im Umland das Slowenische tonangebend. Bis um 1800 bezeichnete im Deutschen das Wort „Windisch“ (von „wendisch“ = slawisch) die slowenische Sprache. Durch das Aufkommen der Nationalbewegung Ende des 19. Jahrhunderts verschärfte sich der Konflikt zwischen den deutsch- und den slowenisch-sprachigen Volksgruppen. Zum Ende des Ersten Weltkrieges versuchte das Königreich Jugoslawien, die slowenisch gebliebenen Gebiete zu besetzen, was im Kärntner Abwehrkampf mündete und zur Kärntner Volksabstimmung 1920 führte. Mit der Unterzeichnung des Österreichischen Staatsvertrages am 15. Mai 1955 erlangte Österreich nach dem Zweiten Weltkrieg seine Souveränität und seine heutigen Grenzen. Daneben wurden im Artikel 7 den slowenischen Minderheiten in Kärnten besondere Rechte zuerkannt. Lebten zur Volkszählung 1880 noch rund 92.000 slowenisch-sprachige Personen (und etwa 200.000 deutschsprachige Personen) in Kärnten, so sind es Stand 2001 nur noch rund 12.000 Kärntner Slowenen. „Das Slowenische wird heute in Kärnten nur noch im Süden des Landes gesprochen“, so Pohl.
Die Kärntner Mundarten
Traditionell werden die Kärntner Mundarten in Ober-, Mittel- und Unterkärntnerisch untergliedert. Je nach Region werden die Dialekte teilweise von den angrenzenden Sprachgebieten beeinflusst. So wird im Lesachtal zwar auch südbairisch gesprochen, aber auch Tiroler Mundart, und an der Landesgrenze im Oberen Mölltal, Katschtal und Lavanttal hat sich der Salzburger beziehungsweise steirische Dialekt festsetzen können.
Die Sprachgrenzen des Ober-, Mittel- und Unterkärntnerischen
Gesprochen wird die Oberkärntner Mundart westlich der Linie Nötsch im Gailtal (Bezirk Villach-Land), Lurnfeld und Hochalmspitze (beides Bezirk Spittal an der Drau).
Den größten Sprachraum formt die Mittelkärntnerische Mundart, die den Kärntner Zentralraum umfasst und sich wiederum in vier Zonen unterteilen lässt: Nord-, West-, Zentral- und Südmittelkärntnerisch.
Das Nordmittelkärntnerisch umschließt den geografischen Bereich von Gurk- und Metnitztal sowie das Krappfeld und die Wimitz (beides Bezirk Sankt Veit an der Glan).
Die Grenze des Westmittelkärntnerischen reicht von der Ortschaft Sirnitz und Himmelberg (beide Bezirk Feldkirchen) über Treffen am Ossiacher See (Bezirk Villach-Land) hinauf in die Übergangszone zum Oberkärntnerischen mit Spittal an der Drau und dem Liesertal.
Als Zentralmittelkärntnerisch wird das Städteviereck Klagenfurt, St. Veit an der Glan, Feldkirchen und Villach verstanden.
Und die Zone des Südmittelkärntnerischen reicht vom Unteren Gailtal, Rosen- und Jauntal bis in den Raum Eisenkappel. Diese Zone ist jener Bereich in Kärnten, der aus dem ehemals überwiegend slowenisch-sprachigen Gebiet hervorgegangen ist und den höchsten Anteil an slowenisch-sprachigen Menschen aufweist. Heute dominiert im Südmittelkärnten ein gemischtsprachiger Dialekt. Jedoch, so Pohl: „Die bäuerliche Bevölkerung im südlichen Kärnten ist auch heute noch größtenteils slowenischsprachig“.
Die Unterkärntnerische Mundart ist im Görtschitz- und Lavanttal zu finden.
Sprachliche Charakteristika und regionale Besonderheiten
So vielfältig Kärnten in seiner landschaftlichen und kulturellen Gestaltung ist, so einzigartig sind auch die einzelnen Dialektregionen innerhalb Kärntens. Lesen Sie in den nächsten Beiträgen über die Charakteristika des Kärntner Dialekts und die regionalen Besonderheiten der Kärntner Sprache.