Dieser letzte Beitrag aus der Rubrik „Sprache“ liefert Ihnen einen Einblick darüber, wie sich die drei Sprachregionen des Ober-, Mittel- und Unterkärntnerischen im Detail voneinander unterscheiden.
Betrachten wir den in Kärnten gesprochenen Dialekt des Südbairischen, so lassen sich drei große Sprachregionen innerhalb Kärntens festmachen, die sich durch ihre jeweiligen regionalen Merkmale auszeichnen:
Oberkärntnerisch
Ihre geografische Verwurzelung findet die Oberkärntner Mundart im oberen Drautal, dem Gail- und Mölltal sowie der Gegend um den Weißensee. Das Lesachtal, so der Sprachwissenschafter Heinz-Dieter Pohl, lässt sich geografisch gesehen hinzuzählen, auch wenn hier kein „echter“ Kärntner Dialekt gesprochen wird, sondern eine Mischform der Tiroler Mundart.
Merkmale des Oberkärntnerischen sind die Aussprache von st als št („scht“) und der helle Vokal (e, i) in auslautenden Silben.
Beispiele:
Hirwischt (Herbst)
Sune (Sonne)
Milich (Milch)
Ein weiteres Merkmal ist die Aussprache des „r“, welches im Gailtal stark gerollt wird und im Gitschtal dem englischen „r“ ähnlich kommt. Auch werden in weiten Teilen der Oberkärntner Mundart die Vokale „ea“ zu einem „ia“. Was aus „hearn“ ein „hiarn“ (hören) macht. Und die Vokale „oa“ werden gerne zu einem „ua“ gehoben. Wodurch der „loan“ in Oberkärnten auch gerne „luan“ (Lohn) genannt wird.
Mittelkärntnerisch
Die Mittelkärntner Mundart umfasst den Kärntner Zentralraum und bildet die größte Sprachregion in Kärnten. Ein auffallender Unterschied gegenüber der Oberkärntner Mundart findet sich in der Aussprache von dunklen Vokalen (a, o, u) in auslautenden Silben.
Beispiele:
Hirbast (Herbst)
Suna (Sonne)
Milach (Milch)
Innerhalb der Mittelkärntner Mundart gilt im Gurk- und Metnitztal (Nordmittelkärntnerisch) das stark gerollte Zungen-„r“ als ein Hauptmerkmal. Genauso wie im Städteviereck Klagenfurt – St. Veit an der Glan – Feldkirchen – Villach (Zentralmittelkärntnerisch) das lang ausgesprochene „a“.
Unterkärntnerisch
Die kleinste Sprachregion bildet die Unterkärntner Mundart. Zu finden ist sie im Görtschitz- und im Lavanttal. Während das Lavanttal sprachlich an weststeirische Mundarten erinnert, steht das Görtschitztal dem (Nord)mittelkärntnerischen nahe.
Hörbare Unterschiede zu den anderen Regionen Kärntens lassen sich dadurch ausmachen, so Pohl, dass im übrigen Kärnten das „r“ ähnlich einem „a“ ausgesprochen wird, was im Unterkärntnerischen nicht der Fall ist. So wird aus einem „khiarchn“ oder „wuarm“ in der Unterkärntner Mundart ein: „khrchn“ (Kirche) oder „wrbm“ (Wurm).
Wandel und Ausblick
Sprache als dynamisches Medium ist schon seit jeher einem natürlichen Wandel unterworfen. Die Einflüsse umgebender und importierter Sprachregionen formen und verdrängen Worte in der Kommunikation, gleichwohl die gesellschaftlichen und technisch-medialen Entwicklungen. Auch wenn von einem baldigen Aussterben der Kärntner Mundart nicht ausgegangen werden kann, so ist der allgemeine Trend in Richtung Vereinheitlichung des Deutschen allgegenwärtig. Regionale Besonderheiten in der sprachlichen Ausdrucksweise treten laufend in den Hintergrund. Bedeutet der Rückgang der Sprache für viele Menschen einen Verlust eines Stückes ihrer regionalen Identität, so formt der natürliche Transformationsprozess, dem die Sprache unterworfen ist, zugleich auch neue soziale Identitäten und kommunikative Praktiken.
Mit der Beitragsreihe zum Thema „Sprache“ wünsche ich Ihnen einen interessanten Einblick in die Entstehung und Charakteristika der Kärntner Sprache geboten zu haben.