Nachdem ich die imposanten Fjorde und unberührten Seen hinter mir gelassen hatte, war es nun Queenstown und seine Umgebung, die ich mir ansehen wollte.
Anfangs war es die Stadt selbst, die meine Aufmerksamkeit auf sich gezogen hatte, doch ich merkte schnell: Hinter dem vielen Trubel steckt nichts weiter als eine kleine Stadt,
und ihre unbedeutende Lage. Nach einer Nacht zog ich weiter.
Ich hatte den Tipp bekommen, einen Tag in Kinloch
am nördlichen Ufer des Lake Wakatipu zu verbringen.
Die Fahrt dorthin war sehr anspruchsvoll und das gefiel mir auch gerade daran. Ich liebte es, mit meinem schweren und langen Auto den vielen Kurven und Steigungen zu trotzen.
Ich liebte es, die Straße und vor allem mein Auto zu spüren, damit regelrecht zu verschmelzen.
Der Blick am nördlichen Ufer war fantastisch. Die Bergspitzen waren schneebedeckt.
Doch hinter all der Schönheit war es auch die Kälte, an die ich heute noch denke. Diese eine Nacht, so schön gebettet ich in der wundervollen Landschaft auch lag, war die kälteste Nacht, die ich je erlebt hatte. Und doch: Für die rauen Verhältnisse in Otago war diese eine Nacht nur ein eisiger Vorgeschmack.
Am nächsten Morgen war mein Ziel die Stadt Cromwell.
Eine liebliche Stadt, die mich regelrecht mit offenen Armen empfing. Am südlichen Ende der Stadt waren einige Gebäude aus der Zeit der Goldgräber neu rekonstruiert worden.
Da mich vor allem die Goldfunde und deren ehemaliger Hype interessierten, war es nur ein kleiner Schritt, mich dazu zu entschließen, mir die Region Otago näher anzusehen.
Bereits einen Tag früher hatte ich in Arrowtown erfahren, unter welchen Umständen die Menschen damals nach Gold gesucht hatten. Kleine Hütten zeugten davon, dass es eine sehr harte Zeit gewesen sein musste.
Vor allem für die Menschen aus China, die nach den Europäern an diesen Ort kamen, um ihr Glück zu versuchen.
Ich wollte mich selbst davon überzeugen, wie unbarmherzig diese Region sein kann, und so startete meine große Tour einen Tag später von Cromwell aus.
In meinem Auto fuhr ich hinein in eine zerklüftete, raue Landschaft. Schroffe Berge und trockenes Gras.
Eine unwirtliche Gegend, die alles fordert und doch alles geben konnte.
So entstanden damals einige Städte. Oberhalb von Bedingo, 18 Kilometer von Cromwell entfernt, tragen heute noch die Ruinen über diese Städte und ihr Vermächtnis Zeugnis.
Andere Städte wie Dunedin blühten durch den Goldhandel auf. Es entstand eine Bahnlinie,
während in Dunedin auch heute die Gebäude vom Reichtum aus jenen Tagen berichten, ist gleichsam den Städten oberhalb von Bedingo
nur noch die Erinnerung an jene Bahnlinie geblieben.
Seit die wenigen Goldadern versiegt sind,
ist wieder eine ewige Stille in die unbarmherzige Landschaft eingezogen. Der kalte Wind streicht über einen kleinen See, berührt die Äste der toten Sträucher und weht über die trockenen Gräser die zerklüfteten Hügel hinauf.
Entlang eines Flusslaufes scheinen die Felsen der Hügel wie raue Gesichter, die durch wilde Winde, eiskalte Winter und brennend heiße Sommer gezeichnet wurden.
In all dieser Einöde liegt nur wenig vom Menschen erhellt, über das es sich zu erzählen lohnt. Dass diese Region für den Anbau von Wein genutzt wird, sei nur am Rande erwähnt.
Verlässt man jedoch die Region und fährt zu den südlichen großen Seen, nun, dann merkt man schnell, dass der Mensch die Landschaft gezähmt hat. Wanaka oder andere Städte wie Alexandra liegen regelrecht friedvoll in den von kargen Hügeln und hohen Bergen umrungenen Tälern.