Ursprünglich hatte ich meine Reiseroute so geplant, dass ich an den wichtigsten Sehenswürdigkeiten der beiden Inseln vorbeikommen würde. Zuerst sollte es demnach vom Ankunftsflughafen in Christchurch in den Süden gehen und danach ab in Richtung Norden. Und auf der Nordinsel dann per „Zick-zack“-Kurs zum Nordspitz, dem Cape Reinga, und am Ende wieder zurück nach Auckland, wo der Rückflug angesetzt war. Gedauert hat dieser Urlaub drei Monate, wobei jeweils 45 Tage auf Nord- und Südinsel entfallen sind.
Hier ist eine Karte, welche die geplante Route zeigt:
Auch wenn Fotos bekanntlichermaßen mehr sagen als tausend Worte, so zeigen sie doch nur ein sehr eingeschränktes Abbild der Wirklichkeit. Tatsächlich vor Ort zu sein und mit den eigenen Augen und Ohren etwas wahrzunehmen, unterscheidet sich gänzlich von der Betrachtung eines Bildes. Bilder können letztlich nur neugierig oder aufmerksam machen, sie ersetzen aber nicht das reale Erleben. Neuseeland bietet eine enorme Bandbreite an unterschiedlichen Landschaftsformen und solch eine Tiefe an möglichen Erlebnissen, dass ich meine geplante Reiseroute schon nach wenigen Tagen über Bord geworfen habe. Um meine Beweggründe zu verstehen, und warum drei Monate Aufenthalt fast schon zu kurz sind, ist es wichtig, die Besonderheiten des Inselstaates kennenzulernen.
Was ist das Besondere an Neuseeland?
Die beiden Inseln der Nation unterscheiden sich grundlegend voneinander. Während auf der Nordinsel kaum ein Fleck nicht vom Menschen kultiviert wurde, ist die Südinsel über weite Teile gänzlich unbewohnt. Auch innerhalb der Inseln gibt es zum Teil gewaltige Landschaftsunterschiede. So ist der Süden der Südinsel von gewaltigen Fjorden durchzogen, wie dem Doubtful Sound oder dem Milford Sound. In der Binnenregion liegt der raue und zerklüftete Landschaftsabschnitt von Otago. Überreste einer glorreichen Zeit erinnern an den „wilden Westen“ und daran, dass hier einst Gold abgebaut wurde. Der Westen der Südinsel wiederum wird vom feuchtwarmen Klima der Tasmanischen See bestimmt, wodurch ein Regenwald entstanden ist. Aufgrund der Nähe zu den Neuseeländischen Alpen, welche sich wie ein Band über die gesamte Länge der Insel erstrecken, gibt es im Westen der Südinsel zwei Gletscher, welche fast bis ans Meer reichen. Der Norden der Insel andererseits wird von ausgedehnten und golden schimmernden Sandstränden dominiert.
Die Nordinsel von Neuseeland steht ganz im Zeichen der vulkanischen Aktivität. Im Herzen der Insel lässt einen die Region Rotorua, die unbedingte Kraft der Natur spüren und zeigt eine ungehörte Vielfalt an Farben. Wiederum ganz anders ist der Norden der Nordinsel: Hier laden zahllose Palmen, weiße Sandstrände und viele kleine Inseln vor der Küste zum Erkunden ein.
Auf dieser Karte habe ich alle Straßen und Strecken eingetragen, auf welchen ich gefahren bin:
Aus den ursprünglich geplanten 6.000 Kilometern wurden letztlich 14.000.
Wie habe ich Neuseeland erkundet?
Vor Beginn meiner Reise habe ich mir einen gebrauchten Toyota LiteAce (Baujahr 1994, Kilometerstand 171.022) gekauft. Mit diesem Campervan konnte ich flexibel den Inselstaat erkunden und gleichzeitig darin übernachten. Während auf der Südinsel das Wildcampen kein Problem darstellt, ist es auf der Nordinsel verpönt.
Auch wenn ich mehrere Reiseführer dabei hatte, so habe ich diese nie benutzt, denn die wahren Sehenswürdigkeiten stehen nicht in einem Buch, sondern man erfährt sie nur, wenn man sich mit den Einheimischen unterhält. Gerade auf der Südinsel bedeutet das, eine Fahrt hinein in die Wildnis zu wagen. Fernab jeglicher Zivilisation ist man gänzlich auf sich allein gestellt. Hier hört dich niemand schreien und niemand kommt dir zu Hilfe, denn so etwas wie Mobilfunkempfang gibt es in der Wildnis Neuseelands nicht. Die Straßen auf Neuseeland sind in aller Regel sehr gut ausgebaut und in einem hervorragenden Zustand, doch abseits der Hauptverbindungswege geht es meistens nur auf Schotter- oder Feldwegen zum angepeilten Ziel.
Erlebt habe ich mit meinem Toyota jede Menge. Sowohl im Guten, wie auch im Schlechten. Dennoch: Neuseeland war für mich ein unvergessliches Abenteuer und ist auf jeden Fall eine Reise wert.